Seeschwalbe Webtalk
mit Raymond Cossavella
Welchen Beruf haben sich deine Eltern für dich mal gewünscht?
Sie hatten keine besonderen Wünsche. Jedenfalls haben sie es mir nicht gesagt. Sie haben mir meine Wahl freigelassen.
Für welche Berufslehre hast du dich dann entschieden?
Nach der Grundschule, habe ich eine Handelsschule besucht. Damals wusste ich noch nicht genau, was ich tun würde. Ich hatte unterschiedliche Interessen und war unentschlossen. Am Ende entschied ich mich, zur Polizei zu gehen. Ich habe diese Entscheidung nie bereut. Es ist eine spannende und abwechslungsreiche Arbeit.
Was gehört zu deinen wichtigsten Aufgaben heute in deinem Beruf?
Meine Rolle liegt vor allem auf der Ebene der Strategie und der Setzung von Schwerpunkten. Auf operativer Ebene bin ich nur bei Großveranstaltungen oder Demonstrationen aktiv. Auch der Kontakt zu Behörden und Veranstaltungsorganisationen gehört zu meinen Hauptaufgaben, ebenso die Mitarbeit in lokalen oder kantonalen Arbeitsgruppen.
Wie ist deine ganz genaue Berufsbezeichnung heute auf deiner Visitenkarte?
Auf meiner Visitenkarte steht „Chef Polizei Biel/Bienne“. Ich bin zuständig für den Verwaltungskreis Biel/Bienne und Stellvertreter des Chefs der Region Seeland – Berner Jura.
Wo und wie war dein erster Kontakt zum Eishockeysport?
Das war in meiner Kindheit. Ein grosser Teil meiner Kindheit habe ich in Tramelan verbracht. Damals gab es noch eine Natureisbahn. Manchmal bin ich selbst auf den Schlittschuhen gestanden und habe Eishockey gespielt. Ab und zu habe ich ein Spiel des HC Tramelan besucht.
Hast du durch den Beruf viel Kontakt mit dem EHC Biel?
Ich habe regelmässigen Kontakt mit dem EHC Biel, dies eher in der Vorbereitungsphase der Saison oder wenn es spezielle Probleme gibt. Selbstverständlich besteht während den Spielen ein regelmässiger und ständiger Kontakt und Austausch zwischen dem Einsatzkoordinator der Polizei und dem Sicherheitsdienst des EHC Biel.
Wie ist die Zusammenarbeit mit dem EHC Biel?
Der Kontakt mit dem EHC Biel ist sehr gut. Die Polizei steht insbesondere mit der Sicherheitschefin und dem Leiter der Prävention des EHC Biel in Kontakt.
Wie ist die Zusammenarbeit mit den diversen Fanclubs, wenn überhaupt?
Der Kontakt zu den verschiedenen Fanclubs wird vielmehr durch den Präventionschef des EHC Biel hergestellt. Auf Ebene der Stadt Biel gibt es einen „runden Tisch“, an dem die verschiedenen Fanclubs teilnehmen. Dieser „runde Tisch“ findet im Prinzip zweimal pro Jahr statt. Alle Fanclubs sind eingeladen, aber nicht alle nehmen daran teil.
Biel ist eine Eishockey Stadt…Warum?
Das ist eine gute Frage. Ich denke, dass das Engagement einiger Präsidenten, wie z.B. Willy Gassmann, für den Klub mit nationalen Ambitionen sicherlich zur Popularität des Eishockeys in Biel beigetragen hat. Darüber hinaus spielt der EHCB seit den 1960er Jahren in den obersten Ligen. Dies spielt sicherlich auch eine Rolle.
Die Bieler Fanszene ist doch recht gross, immer alles im Griff?
Die Situation unter den Bieler Fans ist relativ ruhig. Es gibt nur wenige Zwischenfälle. Dies ist auch auf das “Präventionskonzept” des EHC Biel zurückzuführen, dass sich positiv auf das Fanverhalten auswirkt. Wenn Probleme mit Fans auftreten, ist es wichtig, schnell zu handeln, um zu verhindern, dass die Situation außer Kontrolle gerät. Die Fans, die Probleme verursachen, sind eine Minderheit und meist bekannt.
Die Fans werden bei Auswärtsspielen des EHC Biel immer durch einige Polizisten aus Biel begleitet, ist das nötig und warum?
Berner Polizisten sind oft bei Auswärtsspielen anwesend. Das sind Mitarbeitende, die die Szene der Fans kennen. Sie reisen nicht mit den Fans. Normalerweise sind sie zu zweit. Ziel ist es, die örtliche Polizei in Bezug auf ihre Kenntnisse über die Fans zu unterstützen.
Kann die Polizei zur Zeit viel Geld sparen, da wir nur Geisterspiele haben?
Die Polizei arbeitet im Auftrag der Stadt Biel im Rahmen eines Ressourcenvertrags. Die Polizei spart also nichts.
Wie ist die Personal Organisation wenn z.B. Biel, Bern und Langnau alle ein Eishockey Heimspiel haben, plus in Bern ist noch eine Demo und ein YB Match und das alles am gleichen Tag?
In Fällen wie dem oben erwähnten findet die Koordination auf kantonaler Ebene statt. Gelegentlich kommen Einsatzkräfte aus anderen Teilen des Kantons, um die Polizisten in unserer Region zu unterstützen, falls es notwendig ist. Dies ist insbesondere bei Spielen mit erhöhtem Risiko der Fall.
Welche Spiele gelten in Biel als rotes Spiel, also als gefährlich?
In Biel haben wir in den letzten Jahren kein rotes Spiel gehabt. Die Lage wird dauernd beurteilt. Bei der Lagebeurteilung werden verschiedene Faktoren berücksichtigt, wie z.B. das verwendete Transportmittel. Ein Dispo kann anders sein, wenn Fans mit dem Zug oder Bus anreisen. Die Zahl der Riskfans ist natürlich auch ein wichtiger Faktor, ebenso das Verhalten anlässlich der letzten Spiele.
Was ist bei einem solchen Spiel alles anders als normal?
Das Sicherheitsdispositiv wird angepasst, sowohl seitens Polizei wie auch seitens Sicherheitsdient des EHCB. Konkret bedeutet dies für die Polizei, dass mehr Polizisten im Einsatz sind.
Besuchst du die Eishockey Spiele in Biel auch mal privat oder eher nicht?
Ja. Zwischendurch besuche ich auch als Privatperson Eishockey Spiele vom EHCB.
Wenn ja…und es spielt EHC Biel vs. SC Bern…wo ist dein Herz?
Als Privatperson keine Frage. Natürlich der EHC Biel.
Ist dir der Bieler Kult Fanclub Seeschwalbe Fan’s Club EHC Biel-Bienne ein Begriff?
Natürlich sind die Seeschwalbe Biel-Bienne für mich ein Begriff. Ich verfolge diesen Fan’s Club sogar auf Facebook.
Wir hoffen doch sehr nur positiv…oder?
Joker! Nein, Spass bei Seite. Wie hatten noch nie Probleme mit dem Fan’s Club Seeschwalbe.
Du hast 3 Wünsche frei…was wäre das?
Eine Gesellschaft, in der jede und jeder sich in Sicherheit bewegen kann und genug zu essen hat
Eine Welt ohne Virus, Krankheit oder Krieg
Dass der EHC Biel Schweizermeister wird
Wofür würdest du von den Ferien nachhause reisen?
Wenn ein naher Verwandter oder ein Familienmitglied sterben würde – oder wenn der EHC Biel Schweizermeister würde!
Was ist dein nächstes Projekt welches du realisieren möchtest?
Ich möchte die Rhône von ihrer Quelle im Wallis bis zum Meer mit dem Fahrrad hinunterfahren, als Vorbereitung für ein anderes Projekt, die Fahrt vom Nordkap nach Gibraltar.
Wenn du eine Sache auf der Welt verändern dürftest…was wäre das?
Das alle Menschen die gleiche Sprache sprechen. Dies würde sicher das gegenseitiges Verständnis schon einmal erleichtern.
Wie oft schaust du täglich auf dein Handy?
Es ist nicht eine Sucht, aber ich schaue regelmässig auf mein Handy. Ich habe es auch bei mir 24/24 – 7 Tage pro Woche.
Wenn du dir ein Land aussuchen könntest…in welchem würdest du gerne leben?
In der Schweiz. Ich gehe immer gerne ins Ausland in den Urlaub oder auf Reisen. Ich bin aber immer froh, wieder zurück in die Schweiz zu kommen. Erst wenn man ins Ausland geht, merkt man, wie viel Glück man hat, in einem Land wie dem Unseren zu leben, auch wenn hier nicht alles perfekt ist.
Welche Entscheidung in deinem Leben würdest du im Nachhinein rückgängig machen wollen?
Ich würde mit meinen Töchtern Deutsch sprechen. Ihre Muttersprache ist Französisch. Heute werfen sie mir vor, nicht auf Deutsch mit ihnen gesprochen zu haben! Sprachen sind wichtig.
Auf was könntest du in deinem Leben nicht verzichten?
Auf Sport. Sport ist für mich – und war immer – sehr wichtig für meine persönliche Balance.
Und auf was gut?
Auf die Steuerrechnung.
Wenn du ein Lebensmittel wärst…welches wäre es?
Wein. Es gibt so viele Kombinationen, Geschmäcker, Farben. Sehr abwechslungsreich.
Wie heisst dein Lieblingsrestaurant im Seeland?
Es gibt so viele Restaurants. Ich habe nicht wirklich ein Lieblings Restaurant. Es hängt immer davon ab, worauf ich Lust habe zu essen oder zu trinken. Man findet mich regelmäßig in der Trattoria Italia, Rotonde, Arcade, im Lokal oder im Odéon.
Ich verkehre auch regelmässig im Restaurant du Cerf, das zwar nicht im Seeland, aber im Berner Jura in Sonceboz ist. Der Besitzer und Koch, Jean-Marc Soldati, ist ein Freund von mir und hat eine der besten Küchen der Region. Auch er ist ein Fan des EHC Biel! Es lohnt sich, einmal ein Gourmet-Menü in seinem Restaurant zu geniessen.
Was war dein letzter Kinofilm welchen du gesehen hast?
Das war letztes Jahr im Filmpodium in Biel im Zusammenhang mit einem Podiumgespräch, wo ich als Teilnehmer eingeladen wurde. Der Film hiess „Une femme d’exception“. Er war ein Film über Gewalt gegen Frauen.
Lieber Fussball oder Eishockey?
Eishockey
Lieber See oder Meer?
Meer
Lieber Sommer oder Winter?
Winter
Lieber Opernmusik oder Popmusik?
Popmusik
Lieber Wein oder Bier?
Wein
Lieber Museum Einstein oder Zirkus Knie?
Das eine besuchen ohne das andere zu lassen