Seeschwalbe Webtalk
mit Nino Rovati
Nino Rovati, nächste Woche geht es für Sie als EHCB-Fan wieder richtig los mit dem Saison-Auftaktspiel gegen Lausanne. Werden Sie im Stadion sein?
Ja. Den Termin des ersten Spiels streiche ich mir jeweils schon früh in der Agenda an und richte es so ein, dass ich hingehen kann. Da muss man einfach dabei sein.
Klingt so, als klappe das nicht bei jedem Heimspiel.
Nein, nicht mehr. Früher gab es Saisons, da habe ich kein einziges Spiel verpasst, sei es zu Hause oder auswärts. Das schaffe ich heute nicht mehr. Aber letztes Jahr zum Beispiel, da haben wir hier im Clublokal mit ein paar Kollegen vereinbart: Wenn der EHC Biel in der Champions Hockey League spielt, dann gehen wir zu jedem Spiel. Und das haben wir dann voll durchgezogen. Wir sind nach Norwegen, Finnland und Schweden gefahren. Das war schon cool, wenn du da zum Beispiel in Oslo bist und es dir vorkommt, als seist du an der Braderie. Überall waren die Biel-Fans mit ihren rot-gelben Schals. Dieses Miteinander soweit von zu Hause entfernt war ein geiles Gefühl.
Nun steht uns aber alles andere als eine normale Saison bevor. Lange Zeit war offen, ob überhaupt gespielt wird und wie viele Fans bei den Spielen dabei sein dürfen. Haben Sie ihr Saisonabo trotzdem schon früh bestellt?
Ja. Die Frage, ob ich es kaufe, hat sich für mich gar nie gestellt. Auch, wenn unklar war, ob ich überhaupt ins Stadion gehen kann.
Aber haben Sie sich die Frage gestellt, ob Hockeyspiele bei diesen Restriktionen überhaupt noch Spass machen?
Doch, diese Frage ging mir oft durch den Kopf. Ich gehe ja nicht einfach nur ins Stadion, setze mich hin und schaue den Match. Da braucht es schon das ganze Drumherum. Ich bin einer, der immer früher da ist, sich mit Kollegen trifft, diskutiert. Ich will den Menschen begegenen.
Ist der soziale Aspekt sogar wichtiger als das Geschehen auf dem Eis?
Teilweise schon, ja. Gerade, wenn wir als Fanclub etwas Neues planen, musst zu den Leuten gehen, ihnen davon erzählen, sie motivieren. Was aber wirklich wichtiger ist, kann ich nicht genau sagen. Klar ist aber, dass man den sozialen Aspekt nicht unterschätzen darf. Wenn ich ins Stadion komme und wegen den Abstandsregeln niemanden neben mir habe, wenn ich ein Bier hole und unterwegs mit niemandem schwatzen darf, weil ich sofort zurück an den Platz muss, dann ist das einfach nicht mehr dasselbe. Ich hoffe, dass wir das nicht allzu lange mitmachen müssen.
Gemäss aktuellem Stand erhalten 3770 Zuschauer Einlass ins Stadion. Was für eine Stimmung erwarten Sie am Eröffnungsspiel?
Das ist sehr schwierig zu sagen. Die Ultraszene Schweiz hat einen Boykottaufruf lanciert und ich weiss nicht, wie unsere Tribune Sud reagiert, ob sie überhaupt kommen, weil es keine Stehplätze mehr gibt. Wir werden es sehen. Ich denke aber, das Spiel wird eine eher ruhigere Angelegenheit und wir dürfen nicht mit der Stimmung rechnen, die wir sonst immer erleben. Dies schon nur, weil keine Gästefans da sind. Wenn du 1000 SCB-Fans im Stadion hast, die rüber schreien und wir dann entgegenhalten, entsteht dieses gute Hin und Her, das viel zum Ambiente beiträgt. Die Stimmung wird also ganz sicher unter den Restriktionen leiden.
Sie sprechen vor allem von den Gästefans. Wie, glauben Sie, wirken sich die fehlenden Stehplätze auf die Stimmung aus?
Das ist der einschneidendste Punkt. Das Stehplatz-Publikum ist für die Stimmung der wichtigste Faktor. Da sind normalerweise die jungen Wilden mit ihren Choreografien. Für sie wird es nun nicht mehr dasselbe sein, wenn sie plötzlich sitzen müssen.
Unklar war auch, ob überhaupt Alkohol ausgeschenkt werden kann. Sind Sie froh, dass es nun Bier gibt an den Spielen.
Das Bierchen und die Bratwurst gehören halt dazu. Falls es nicht möglich gewesen wäre, hätte einfach noch etwas mehr gefehlt, aber an die Spiele wären wir trotzdem gegangen. Das Wichtigste ist das Bier nun auch wieder nicht.
Für Sie als Brillenträger dürfte die Maske nicht gerade eine angenehme Sache sein.
Ich arbeite momentan neun Stunden am Tag mit der Maske und ich habe noch keinen Weg gefunden, wie ich es schaffe, dass mir dabei die Brille nicht ständig anläuft. (Lacht). Cool ist sie nicht, aber sie gehört halt einfach dazu. Wir haben nun sogar eigene Seeschwalbe-Masken produziert, das sieht dann wenigstens witzig aus.
Was überwiegt in Ihnen: Die Freude darüber, dass es wieder losgeht oder doch eher die Skepsis darüber, was diese spezielle Saison alles bringen wird?
Grundsätzlich bin ich einfach mal froh, dass es losgeht. Es freut mich auch für die Spieler, den EHC Biel, und einfach für alle, die im Stadion arbeiten, wenn gespielt wird. Betrachtet man den ganzen Rattenschwanz, gibt es extrem viele Leute, die davon abhängig sind. Was die bevorstehende Saison angeht, so hoffe ich einfach, dass die Regeln eingehalten werden und die Meisterschaft möglichst lange vor Fans stattfinden kann. Unerwartete Unterbrüche werden wohl früh genug kommen, wenn ein Team in Quarantäne muss, wie wir dies zum Beispiel im Fussball beobachten konnten. Es gibt Länder, da dürfen die Fans noch nicht in die Stadien. Das finde ich schade. Die Fans müssen die Chance haben, zu beweisen, dass sie sich an Regeln halten können. Dann setzen wir uns halt hin und tragen eine Maske. Wir tuen das unserem Sport zu Liebe.
Die Seeschwalben haben eigentlich einen eigenen Sitzplatz-Sektor im Stadion. Wenn Sie nächste Woche aber ins Stadion gehen, wissen Sie noch nicht, wo genau Sie sitzen werden. Hätten Sie sich kommunikativ etwas mehr erwünscht vom Klub?
Der Klub wusste ja selber lange Zeit nichts. Und von den neuen Regeln haben Sie am selben Tag erfahren wie wir. Ich als Saisonabo-Besitzer wurde sofort informiert, welche Regeln nun gelten werden. Ich fühle mich sehr gut behandelt.
Wie ist es bei den Mitgliedern Ihres Fanclubs: Werden die meisten Mitglieder im Stadion sein? Oder bleiben sie den Spielen fern, entweder aus Angst vor Menschenmassen oder weil sie wegen der Restriktionen einfach keine Lust mehr haben?
An der Lust fehlt es bestimmt niemandem. Im Gegenteil: Viele sagen sich, jetzt erst recht. Wir haben aber ein paar Herren in unserem Verein, die wegen ihres Alters einfach nicht ins Stadion wollen und deshalb anboten, ihr Saisonabo weiterzuverkaufen. Und ich hatte viele Rückmeldungen von Mitgliedern, die es bedauern, dass wir nun keine Carreisen mehr machen können. Das waren jeweils gemütliche Nachmittage mit schönen Diskussionen um Gott und die Welt.
Der Seeschwalbe-Fanclub feiert heuer seinen 30. Geburtstag. Sie hätten sich das Jubiläumsjahr wohl auch anders vorgesellt.
Absolut. Unser Plan war es, auf der Place Publique nach einem Heimspiel eine grosse Party mit Live-Konzerten zu veranstalten. Wir hatten für diesen Anlass bereits einen „guten Batzen Geld“ gesprochen. Nun haben wir beschlossen, das ganze Geld dem EHCB zu spenden. Dadurch sind wir sogar zum Bronze-Sponsor aufgestiegen. Für einen Fanclub ist das viel.
Sie hätten den Jubiläumsanlass auch einfach verschieben können.
Nein, das wollten wir nicht. Wir haben gesagt, wenn das Fest nicht 2020 stattfinden kann, dann lassen wir es. Der Club wird weiterbestehen und das nächste Jubiläum wird kommen. Ausserdem hat die Coronakrise auch dem EHC Biel zugesetzt, da wollten wir helfen. Klar, wenn man das Grosse und Ganze betrachtet, ist unser Betrag nicht viel. Aber immerhin können wir eine Lücke füllen, die entsteht, wenn ein anderer Sponsor aussteigt.
Sie waren gerade mal 20 Jahre jung, als Sie mit ihren Freunden den Seeschwalbe-Fanclub gegründet haben. Was war damals Ihr Antrieb?
Wir waren elf Kollegen, alle mit denselben Jeans-Gilets, die zusammen an die EHCB-Spiele gegangen sind. Auch an den Auswärtsspielen waren wir dabei. Die Carreisen dorthin organisierte jeweils der offizielle EHCB-Fanclub. Dann hatten wir die Idee, wir könnten mal alleine mit dem Zug nach Lugano fahren und hatten dabei einen riesigen Spass. Das verleitete uns dazu, eigene Car-Fahrten zu organisieren. Und plötzlich schlossen sich uns so viele Leute an, dass es einen zweiten Car brauchte. Wir waren noch kein Fanclub, sondern einfach ein paar Jungs, die man gekannt hat. Die Herren des offiziellen Fanclubs hatten daran keine Freude, weil sich uns vor allem die Jungen angeschlossen haben. In der Folge hatte ich dann die Idee, einen Verein zu gründen und die Sache nahm ihren Lauf. Zu Beginn wurden wir nicht unbedingt ernst genommen. Aber wir haben unser Ding durchgezogen.
Sie sagten, vor allem die Jungen schlossen sich Ihnen an. Fühlten diese sich vom offiziellen Fanclub nicht angesprochen?
Genau so war das. Es gab ja nur den einen offiziellen Fanclub. Da waren zwar noch die Kingz und die Westrampe, doch das waren eher die „gröberen Herren“; und nichts für uns. Deshalb wollten wir etwas Eigenes machen. Der Fanclub lud zum Beispiel einmal im Jahr zur Soirée und hatte ein Zelt an der Braderie. Alles gut und recht, aber zu uns Jungen hat das nicht gepasst. Genauso reden heute wohl die jüngeren Fans über uns. Dass wir einen monatlichen Talk durchführen, dürfte sie kaum interessieren.
Kurze Zwischenfrage: Wie kam es eigentlich zum Namen Seeschwalbe?
Wir, die elf Freunde, haben nach einem Namen gesucht. Aber irgendwie kamen nur englische Ausdrücke aufs Papier. Doch wir wollten etwas auf Deutsch, das auch mit dem Seeland zu tun hat. Da erzählte einer von der Seeschwalbe, also dem Vogel, der auch hier heimisch sei. Und die Seeschwalbe habe die Eigenschaft, schneller nach oben als nach unten fliegen zu können. Das fanden wir passend, der Name war gesetzt. Heute würden wir uns vielleicht anders entscheiden, für etwas Cooleres. Aber das spielt keine Rolle: Man kennt uns nun seit 30 Jahren in der ganzen Schweiz unter diesem Namen.
Wie reagierte der EHC Biel auf die Gründung eines zweiten Fanclubs?
Der damalige Präsident hatte gar keine Freude. Er hatte kein Verständnis dafür, sah überhaupt keine Notwendigkeit. Er hatte uns sogar verboten, das offizielle EHCB-Logo zu verwenden. Nach zwei oder drei Saisons hatte der Wind aber gedreht. Wir wurden an Sitzungen eingeladen und konnten unser Jahresprogramm vorstellen.
Mit welchen Aktivitäten fielen die Seeschwalben ausserhalb des Stadions auf?
Bekannt waren wir für unser Vereinslokal in Nidau, das wir nach jedem Samstagsspiel gehöffnet haben. Das Lokal befand sich im Keller meines Elternhauses, direkt an der Hauptstrasse.
Und ihre Eltern hatten tatsächlich Freude daran, dass Sie nach jedem Samstagsspiel in ihrem Haus gefeiert haben?
(Lacht) Nein, nicht immer. Wir waren jeweils rund 30 bis 40 Leute im Keller. Auch Spieler des EHCB kamen vorbei, um mit uns zu feiern. Meine Eltern haben nur zwei Stockwerke darüber gewohnt und meine Mutter ist mehrfach im Morgenmantel nach unten gekommen, um uns zu bremsen. Mein Vater hingegen war froh, dass er wusste, wo ich und mein Bruder uns herumtrieben.
Heute sind die Seeschwalben vor allem „Sitzplatz-Fans“. Sie haben einen eigenen Sektor mit 190 Plätzen im neuen Stadion. Wie sind sie damals in den 90er-Jahren an den Spielen in Erscheinung getreten?
Ich muss festhalten: An den Auswärtsspielen sind wir auch immer auf den Stehplätzen und singen mit. In den 90er-Jahren waren es aber schon wir, die für Stimmung gesorgt haben. Mittlerweile haben die Jungen übernommen und machen das super.
Erinnern Sie sich noch an die Choreografien von damals?
Die gab es noch gar nicht. Wir hatten zwar einen Fahnenträger und eine Pauke. Aber es gab damals noch keinen Anführer mit Megaphon, der die Lieder ansagte.
Wie hat sich die Fan-Szene sonst noch verändert?
Zu unserer Zeit hat die Grossmutter dir einen gelb-roten Schal „gelismet“. Oder wir trugen ein Dress. Heute sind in der Bieler Fan-Kurve alle rabenschwarz angezogen. Ich finde das schön, das ist ein Erkennungsmerkmal. Auch wir kleiden uns heute schwarz für die Spiele und ziehen dann den Schal drüber. Wir haben uns angepasst.
Wir sprechen von der nächsten Generation, die übernommen hat. Wann sind die Seeschwalben erwachsen geworden?
Der grosse Wechsel kam, als wir unseren Vereinskeller aufgeben mussten. Das war vor zirka sechs Jahren.
Weil Ihre Eltern den Lärm nicht mehr ertragen konnten?
(Lacht). Nein, nein. Sie haben das Haus verkauft. Vor dem Verkauf haben wir den angehenden Besitzer in unseren Keller eingeladen und gefragt, ob wir das weiterführen dürfen. Doch er war wenig begeistert. Mithilfe der Stadt Nidau haben wir dann das heutige Vereinslokal hier an der Dr. Schneider-Strasse erhalten und mit unseren Mitglieder komplett renoviert.
Helle Räume statt dunkler Keller, Talks statt Partys, … wie verlief dieser Übergang?
Am Anfang war es den Leuten hier einfach zu hell. Es war nicht heimelig, der Raum hatte keine Geschichte. Dann kam die Idee des Talks, den wir noch heute während der Saison immer am letzten Donnerstag im Monat durchführen. Wir konnten von Anfang an prominente Gäste verpflichten, das sprach sich herum und so konnten wir ein Stammpublikum aufbauen.
Wie hat das die Seeschwalben verändert?
Es gab Mitglieder, die tauchten mit der Zeit nicht mehr auf. Sie gründeten Familien, hatten Kinder und wollten sich nicht mehr im dunklen Keller treffen. Auch die Jungen sind nicht gekommen, für sie gab es mittlerweile andere Gruppierungen, wir waren nicht mehr die Coolen. Dadurch, dass wir unser Programm angepasst haben, sind auch unsere verschollenen Mitglieder zurückgekehrt. Nun bringen sie sogar ihre Frauen mit, essen hier etwas und verbringen einen gemütlichen Abend. Ich hoffe natürlich, dass auch ein Generationenwechsel wird stattfinden können. Mut macht mir, dass die Tochter unseres Ehrenpräsidenten heute ein Mitglied im Vorstand ist.
Mit dem Talk alleine kann man die Mitglieder aber wohl kaum bei Laune halten.
Ein Verein wie wir hat nicht Aktivmitglieder wie ein Fussballclub oder eine Musikvereinigung, wo man Pflichtveranstaltungen wie Trainings und Auftritte hat. Wir müssen den Leuten schon etwas bieten. Ein wichtiger Punkt sind zum Beispiel die Auswärtsspiele. Da veranstalten wir heute nicht mehr nur einfach Carfahrten, sondern teilweise ganze Tagesausflüge. Da geht es zum Beispiel am Morgen an den Markt in Como und am Abend an ein Spiel in Lugano. Das schätzen die Mitglieder, so können sie die ganze Familie mitnehmen.
Auch hier gilt: Heuer ist alles anders. Was unternehmen Sie in der Corona-Zeit mit den Mitgliedern?
Ganz sicher bis Ende Jahr sind in den Stadien keine Gästefans zugelassen, die Ausflüge zu den Auswärtsspielen fallen also weg. Momentan sind wir in Abklärungen mit Beat Cattaruzza, dem Betreiber der Dispo-Halle, für ein gemeinsames Projekt. Die Idee wäre es, wenn der EHCB auswärts spielt, die Partie in der Dispo auf Grossleinwand zu zeigen. Auch unseren Talk werden wir wenn immer möglich durchführen. Ansonsten ist in dieser speziellen Zeit halt vieles noch unklar. Aber ich bin zuversichtlich: Wir haben einen guten Vorstand, da gibt es immer Ideen und den Mut, etwas Neues auszuprobieren. Wobei ich noch sagen muss: Der Vorstand hat es nicht immer einfach mit mir.
Das müssen Sie jetzt etwas genauer ausführen.
Ich hasse Abstimmungen. Für mich sind Abstimmungen im Vereinsleben das Schlimmste. Diese braucht es nur, wenn man nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommt. Ich bin einer, der diskutiert, bis man sich gefunden hat. Und wenn das nicht hinhaut an einem Abend, dann schlafe ich drüber und habe am nächsten Tag vielleicht schon wieder neue Ideen. Ich weiss, dass meine Art mühsam sein kann, weil es manchmal lange dauert, bis eine Sitzung fertig ist.
Es ist nicht nur wegen Corona ein spezielles Jahr für den EHC Biel. Trainer Antti Törmänen ist an Krebs erkrankt, niemand weiss, wann er zurückkehren wird. Zwischenzeitlich hat Lars Leuenberger das Traineramt übernommen. Was haben diese Meldungen in Ihnen ausgelöst?
Also grundsätzlich ist es egal, wen diese Krankheit erwischt, ob den EHCB-Trainer oder einen Bodenwischer: Für jeden Menschen und für sein Umfeld ist das etwas Schlimmes. Deshalb hoffe ich von Herzen, dass er wieder genesen wird. Ich glaube aber auch, der EHC Biel hat das Beste aus der Situation gemacht. Leuenberger ist eine gute Lösung.
Was liegt diese Saison drin?
Wäre die letzte Saison nicht abgebrochen worden, hätte der EHCB den Meistertitel geholt. Dafür werden sie in dieser Saison Meister.
Sagen Sie vor jeder Saison, dass der EHCB Meister wird?
Nein, überhaupt nicht. Ich bin überzeugt, dass es letzte Saison geklappt hätte.
Und wer wird Biels Finalgegner sein?
Das ist schwierig. Lausanne könnte vorne mitspielen. Ich denke aber, es wird Zürich sein.
Ihr Herz schlägt nicht nur für Eishockey, sondern auch für die Bieler Fasnacht. Sie sind Vize-Präsident der Faschingszunft Biel und für die Kinderfasnacht verantwortlich. Wir sehr hat es sie getroffen, dass die nächste Fasnacht ganz abgesagt werden musste?
Ich habe lange dafür gekämpft, dass wir die Fasnacht trotzdem irgendwie organisieren können, auf eine andere Art halt, mit kleinen Anlässen. Doch dann wurde ich eines Besseren belehrt. Ich habe gesehen, welche Verantwortung da auf uns zukommt. Und würden wir etwas auf die Beine stellen, könnte der Schuss auch nach hinten losgehen. Zum einen wäre es ein Gesundheitsrisiko, zum anderen besteht die Möglichkeit, dass man alles organisiert und dann zwei Tage vorher trotzdem abblassen muss.
Ein Vernunftsentscheid also?
Ja, weh tut es trotzdem, wenn man sein Hobby absagen muss.
Was war schwerer zu verkraften: Den Entscheid zu fällen, die nächste Fasnacht abzusagen und es den Kolleginnen und Kollegen mitzueilen, oder das Gefühl an der letzten Fasnacht, alles kurzfristig absagen zu müssen?
Die kurzfristige Absage der letzten Fasnacht. Ich war als Vize an der Front mit dabei und die behördlich verordnete Absage war wirklich ein „Chlapf zum Gring“. Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt und ich gebe zu, mir kamen die Tränen. Die Kostüme waren bereits angezogen, die Zelte aufgestellt, die Bratwürste bereit … alle wollten anfangen. Und dann musst du verkünden, dass daraus nichts wird.
Vermissen Sie die alte Normalität?
Absolut. Ich hoffe, dass das, was früher war, wieder so zurückkommt. Was jetzt ist, müssen wir halt akzeptieren. Aber Masken und Abstandsregeln sind nichts für uns Fasnächter und Sportfans. Wenn die Bieler ein Tor schiessen, dann springt man normalerweise auf und umarmt sich. Da sind Emotionen im Spiel. Diese zu unterdrücken, ist momentan halt nötig und wir halten uns daran. Aber ich hoffe sehr, dass sich dies auch wieder ändern wird.
Wenn wir all die coronabedingten Anpassungen im Fanclub oder an der Fasnacht betrachten: Was leidet am meisten?
Ganz klar das Soziale. Was ich als engagierter Fasnächter und Fanclub-Präsident zudem spüre: Man muss mehr Energie und Willen einsetzen, damit alles irgendwie weitergeht. Du spürst bei den Leuten eine gewisse Resignation, sie sagen: „Warum etwas aufgleisen, wieso eine Sitzung, man kann ja momentan eh nichts machen?!“ Dabei haben wir ja Ziele. Die nächste Fasnacht beginnt halt nicht nächstes Jahr, sondern vielleicht in 520 Tagen. Aber sie wird kommen. Und irgendwann fährt von hier aus auch wieder ein Car an ein Auswärtsspiel. Wir müssen uns an dem festhalten, was wir hatten. Und wenn wir das zurückwollen, müssen wir nun alle miteinander eine Zeit lang das Richtige tun, dann kommt alles wieder gut.
Donnerstag 16.10.2025 in der Club Loge Nidau!
Interessante Fragen und spannende Antworten erwarten dich an diesem Abend!
Vor dem Talk gibt es Güggeli mit Chips.