Seeschwalbe Webtalk
mit Thomas Burkhardt
Welchen Beruf haben sich deine Eltern für dich mal gewünscht?
Meine Eltern haben dazu eigentlich nie Wünsche geäussert, meine Studien- und Berufspläne jedoch immer unterstützt. Ich selber wollte in der ersten Klasse (mit siebni) katholischer Pfarrer werden. Ich hatte damals für Mädchen nur wenig übrig…
Für welche Berufslehre hast du dich dann entschieden?
Nach absolvierter Matura am Gymnasium Biel habe ich mich für ein Studium als Turn- und Sportlehrer an der Uni Bern entschieden. Es wurde aber eng. Die unterirdische Schwimmnote brachte meine Aufnahmeprüfung in Gefahr. Später war ich dann verletzungsbedingt nur kurz auf dem Beruf tätig. Das Studium und die kurze Praxis gaben mir aber eine solide Basis für meine Aufgaben im Sportmanagement.
Was gehört zu deinen wichtigsten Aufgaben?
Meine Aufgaben als Marketingverantwortlicher des EHC Biel sind äusserst vielseitig. Dazu gehören: die Akquisition und Pflege von Partnern und Sponsoren, die Umsetzung von Verträgen, das Entwickeln von Massnahmen für positives Branding und ein volles Stadion, die Planung und Durchführung von Kommunikationsmassnahmen und Off-Ice-Events.
Wie oft pro Woche bist du auf Sponsoren Besuch?
Es gilt: Der persönliche Kontakt ist zentral; wir können nicht genug draussen bei unseren Kunden sein. In Phasen, in denen der Verkauf stark im Vordergrund steht, speziell die Monate von Oktober bis März, stehen täglich gerne mal zwei Meetings bei Kunden oder potenziellen Kunden in der Agenda. In den Sommermonaten, wenn Planung und Umsetzungen stärker gewichten, erledigen wir viele Pendenzen telefonisch und/oder per Mail.
Was sind die Aufgaben deiner Mitarbeiter?
Die Hauptaufgaben sind Verkauf für die Einen und viel aktive Kommunikation sowie die Organisation von Anlässen für die Anderen. Die Wichtigkeit und der Umfang von Partnerschaften, sei es als Donator oder Sponsor, haben zugenommen. Genauso wachsen die Ansprüche an die Kommunikation: Unsere Fans erwarten aktuelle und interessante Inhalte, cool aufgemacht, viel Bewegtbild und in den Kanälen, in denen sie unterwegs sind. Und hier in Biel, alles in zwei Sprachen.
Was wäre dein Traumsponsor für den EHCB?
Den gibt es für mich nicht. Aus meiner Sicht hat sich der EHC Biel im Laufe der Jahre optimal aufgestellt: Wir verkaufen ehrlich und fair, pflegen partnerschaftliche Beziehungen mit Partnern und bleiben auch im Erfolg mit beiden Füssen auf dem Boden. Auf diesen drei Pfeilern ruhen über 600 tragfähige und langjährige Partnerschaften. Ja, viele Stakeholder lassen uns ruhiger schlafen als zwei, drei «Traumsponsoren», die dann morgen schon die Lust verlieren.
Warum der EHC Biel-Bienne?
Ich bin ein waschechter Bieler, durfte in meinen Jugendjahren magische Momente im Eisstadion erleben und erhielt vor 6 Jahren die Chance, mich auch beruflich für den EHC Biel einzusetzen. Ich bin froh, habe ich nicht gezögert.
Kann es auch enttäuschend sein, wenn man zu fest hinter die EHCB Kulissen sieht?
Nein. Das war es bisher nie. Enttäuschend sind für mich höchsten sportliche Niederlagen. Im Gegenteil erachte ich es als höchst motivierend, in unserer kleinen Organisation mitgestalten zu können und sehr direkte Rückmeldungen auf Massnahmen zu erhalten.
Was würdest du als VR Präsident der EHC Biel Holding AG sofort ändern?
Unser Präsidium und der Verwaltungsrat sowie CEO und GM führen den Club mit Weitsicht und viel Kontinuität. Aus meiner Optik zwei wichtige Bausteine des Erfolgs. Strategische Kehrtwenden schaden meist. Ich würde somit keine wesentlichen Änderungen vorkehren. Operativ müssen wir einen neuen Anlauf für das digitale Ticket nehmen. Ich bin mir sicher, wir werden den Fans kommenden Sommer eine gut funktionierende Lösung anbieten.
Du warst auch mit dem EHCB auf CHL Tour, was hast du da Tolles erlebt?
Die Reise mit dem Team nach Karlstad war für mich ein Privileg und ein eindrückliches Erlebnis. Unvergesslich der betörende Duft rund um die Kaffee-Manufaktur des Arena-Namingsponsors Löfbergs. Sehr interessant war der Besuch des stark digitalisierten Stadions mit originellen Hospitality-Plattformen. Von der Stimmung im Stadion war ich leicht enttäuscht. Da waren im Hinspiel in Biel doch sehr viel mehr Emotionen vorhanden.
Du warst auch bei Swiss Tennis? Was waren deine Aufgaben dort?
Ja, während mehr als 17 Jahren, mit teilweise vergleichbaren Aufgaben wie heute beim EHC Biel. Und dennoch ganz anders: Eishockey ist nicht Tennis, das Publikum, die Spieler, die Saisonalität unterscheiden sich stark. Heute arbeite ich vorwiegend im regionalen und lokalen Kontext, was ich sehr schätze.
In beiden Funktionen durfte ich starke Emotionen, extreme Freude und sportliche Enttäuschung erleben. Als positiven Höhepunkt im Tennis das siegreiche Davis Cup-Finale in Lille 2014. Der Tiefpunkt mit dem EHC Biel, noch ganz frisch, Spiel 7 in Genf; ganz schwere Kost. Und doch; meine Identifikation mit der bodenständigen Welt des EHC Biel ist deutlich stärker, als sie es für das Tennis war.
Wie oft hast du Roger Federer getroffen und über was gesprochen?
Alle Jahre wieder. Meist im Rahmen von Davis-Cup-Begegnungen, ab und zu an den Swiss Indoors Basel, selten in Gstaad und einmal an der Sports-Awards-Verleihung. Die Zusammentreffen waren meist kurz und nicht allzu tiefgründiger Natur. Tennisspieler werden eng umsorgt und gut abgeschirmt. Im Fokus der Arbeit von Swiss Tennis liegt nicht der Spitzensport sondern Nachwuchsförderung und Breitensport und die Promotion der Sportart an sich.
Warum war Roger noch nie beim EHC Biel zu Besuch?
Da gibt es sicher viele Gründe. Müssten wir das nicht Roger fragen?
Spielst du Tennis oder Eishockey?
Ich spiele regelmässig, einmal die Woche, Tennis. Meine aktiven Eishockeyaktivitäten waren auf zwei Semester im Sportstudium beschränkt. Ich erinnere mich, als wir am Ende der Saison 2017/2018 beim EHCB ein Staff-Saisonend-Plauschspiel abhielten war ich erschrocken, wie unsicher ich auf dem Eis unterwegs war. Eine Gefahr also eher für mich als für den Gegner.
Wieder keine Olympischen Winterspiele in der Schweiz, was sagst du dazu?
Als Sportbegeisterter bedaure ich es, als Marketingleiter des EHC Biel betrifft es mich wenig, als Steuerzahler bin ich sicher nicht traurig.
Du bezahlst seit Jahren kein Eintrittsgeld aber würdest du auch wie jeder Fan ein Abo kaufen, um den EHCB zu unterstützen?
Ja.
Warum können Fans in Biel nicht gratis mit dem Bus zum Spiel, wie fast überall?
Jeder Schweizer Spitzenclub hat andere Rahmenbedingungen was Zuschauerströme, Infrastruktur, Stadt oder Verkehrsbetriebe angeht. Ein Vergleich ist also schwierig. In Biel würde eine Inkludierung des VB-Tickets Mehrkosten in Höhe einer stattlichen sechsstelligen Summe verursachen. Dabei würden lange nicht alle Fans profitieren. Wären die Bieler Fans also bereit, diese Mehrkosten, über eine zusätzliche Erhöhung der Abo- und Ticketpreise solidarisch mitzutragen?
Seeschwalbe EHC Biel-Bienne, dein Kommentar?
Ein wichtiger Fanclub und Sponsor des EHC Biel.
Der Seeschwalbe Fans Club aus Nidau wurde 1990 gegründet und ist Jahr für Jahr immer aktiv in der Szene dabei und auch ein Begriff. Was ist dein Kommentar dazu?
Ich nehme die Seeschwalbe als aktiven und engagierten Fanclub wahr. Mich beeindrucken die Qualität der monatlichen Talk-Gäste, die Organisation der Auswärtsfahrten und die Anzahl der Aktivitäten, weiss ich doch, wie viel Arbeit dahintersteckt.
Wie ist dein Kontakt, deine Beziehung zu diesem Kult Fans Club aus Nidau?
Ich treffe mich zum regelmässigen Austausch mit dem Präsidenten und schätze die Kreativität der Ideen von Vorstand und Mitgliedern. Im Rahmen der zahlreichen Kontakte mit Sponsoren und Donatoren führe ich regelmässig Gespräche mit Seeschwalbe-Mitgliedern. Diese sind ausnahmslos konstruktiver Art.
Trifft man dich z.B. auch mal in der Seeschwalbe Loge in Nidau?
Tja, ich gebe zu, allzu selten. Aber ich weiss aus verlässlicher Quelle, dass sich die Anlässe grösster Beliebtheit erfreuen und die Loge jeweils droht, aus den Nähten zu platzen.
Wo holst du deine Tages Info, welche Zeitung, Radio usw.?
Frühstücken ist für mich wichtig. Dabei verschaffe ich mir einen ersten Überblick über die News aus der Region im Onlineportal Ajour und den News auf SRF. Später ein kurzer Blick in die gedruckte Ausgabe des Bieler Tagblatt und Journal du Jura. Für Eishockey- und Sportinfos stöbere ich bei Watson und in Hockeyinfo. Beiträge in den sozialen Medien sehe ich teilweise etwas spät.
Was würdest du mit einer Lottomillion machen?
Langweilige Antwort: Da ich nicht spiele, habe ich mir das noch nie überlegt.
Dein Lieblings-Restaurant im Seeland?
Ich verkehre gerne im Restaurant Palace. Toller Service, man isst ausgezeichnet, trifft Leute und es ist ein Lokal der EHC Biel Gruppe.
Im Sommer schätze ich die Terrasse von Gottstatterhaus und das Gärtli im Kreuz Ligerz, aber auch in den Buvetten in La Neuveville und in Lüscherz bin ich ein regelmässiger Gast.
Verfolgst du den Spengler Cup in Davos?
Live dreimal. Ist aber schon eine Weile her. Wenn möglich, verfolge ich die Matches im Fernsehen.
Welche Website sollten wir einfach mal besuchen?
Zwei Websites sind wichtig: seeschwalbe.ch und ehcb.ch.
Wenn du eine Rückennummer wählen müsstest, welche und warum?
Die Nr. 36. Es ist die Quersumme meines Geburtsdatums.
Eisstadion oder Tissot Arena?
Tissot Arena
Tennis oder Eishockey?
Eishockey
Raclette oder Fondue?
Raclette
Bieler Tagblatt oder Der Bund?
Bieler Tagblatt
Kaffee oder Espresso?
Espresso
Winter oder Sommer?
Sommer
Am Samstag 23.11.24 findet eine Supporterfahrt an das Auswärtsspiel gegen den EHC Kloten statt. Es hat noch freie Plätze.